5
Es heißt, dass es nichts Festes, nichts Ausgeglichenes, nichts Dauerhaftes im Universum gibt – dass nichts im ursprünglichen Zustand bleibt, dass jeder Tag, jede Stunde, jeder Augenblick einen Wechsel bringt.
Panoplia Propheticus der Bene Gesserit
An der zerklüfteten Küste vor Burg Caladan stand am Ende eines langen Piers eine einsame Gestalt, die sich als Schattenriss vor dem Meer und der aufgehenden Sonne abzeichnete. Der Mann hatte ein schmales Gesicht mit olivfarbener Haut und ausgeprägter Nase, die an den Schnabel eines Falken erinnerte.
Eine kleine Fischerbootflotte fuhr aufs Meer hinaus und zog eine lange Spur aus Wellenkämmen hinter sich her. Männer in dicken Pullovern, Mänteln und Strickmützen arbeiteten auf den engen Decks und machten die Ausrüstung bereit. Im Dorf am Ufer stiegen Rauchfäden von den Schornsteinen auf. Die Einheimischen bezeichneten es als ›Alte Stadt‹, weil an dieser Stelle vor Jahrhunderten die ursprüngliche Siedlung gestanden hatte, bevor die elegante Hauptstadt und der Raumhafen auf der Ebene hinter der Burg gebaut worden waren.
Herzog Leto Atreides, der die blauen Latzhosen eines Fischers und eine weiße Jacke mit rotem Falkenwappen trug, nahm einen tiefen Atemzug der belebenden salzigen Luft. Obwohl er der Herr des Hauses Atreides war und Caladan vor dem Landsraad und dem Imperator repräsentierte, stand Leto gerne im Morgengrauen mit den Fischern auf. Viele von ihnen kannte er mit Vornamen, und manchmal luden sie den Herzog sogar in ihre Häuser ein. Trotz der Einwände Thufir Hawats, seines stets misstrauischen Sicherheitsbeauftragen, mischte er sich gelegentlich zu einer guten Mahlzeit unter die Leute.
Der salzige Wind frischte auf und ließ weiße Schaumkronen auf dem Meer tanzen. Leto wünschte sich, er hätte die Männer begleiten können, aber es warteten zu bedeutende andere Aufgaben auf ihn. Sein Verantwortungsbereich umfasste nicht nur diese Welt, sondern er hatte auch zahlreiche Pflichten gegenüber dem Imperium. Und er hatte sich mit großen Ereignissen auseinander zu setzen.
Die schockierende Ermordung eines Ecazi-Diplomaten durch einen Botschafter von Grumman war keineswegs eine unbedeutende Angelegenheit, nicht einmal auf dem fernen Planeten Arrakis, doch Graf Moritani schien sich nicht im Geringsten um die öffentliche Meinung zu scheren. Die Großen Häuser hatten bereits nach einer Intervention seitens des Imperiums gerufen, um einen größeren Konflikt zu unterbinden. Am Tag zuvor hatte Leto eine Botschaft an den Landsraad auf Kaitain geschickt und seine Dienste als Vermittler angeboten.
Er war erst sechsundzwanzig Jahre alt, aber nach einem Jahrzehnt als Oberhaupt eines Großen Hauses bereits ein Veteran. Seinen Erfolg führte er auf die Tatsache zurück, dass er niemals die Verbindung zu seinen Wurzeln verloren hatte. Das hatte er seinem verstorbenen Vater Paulus zu verdanken. Auf den ersten Blick war der alte Herzog ein bescheidener Mann gewesen, der stets den Kontakt zum Volk gesucht hatte, genauso wie Herzog Leto es jetzt tat. Obwohl er es Leto gegenüber nie zugegeben hatte, musste seinem Vater bewusst gewesen sein, dass es gleichzeitig eine kluge politische Taktik war, durch die der Herzog seine Beliebtheit im Volk garantierte. Dieses Amt erforderte eine komplizierte Mischung charakterlicher Eigenschaften; manchmal wusste Leto gar nicht mehr, wo seine private Persönlichkeit aufhörte und seine offizielle begann.
Kurz nachdem er so unverhofft die Last der Verantwortung übernehmen musste, hatte Leto Atreides den Landsraad mit einem dramatischen Verwirkungsverfahren in Erstaunen versetzt. Durch ein wagemutiges Glücksspiel hatte er vermeiden können, dass man ihn für den Angriff auf zwei Tleilaxu-Schiffe innerhalb eines Gilde-Heighliners verantwortlich machte. Viele der Großen Häuser waren von ›Letos Gambit‹ tief beeindruckt gewesen, und er hatte sogar einen Glückwunschbrief von Hundro Moritani bekommen, dem koboldhaften und unsympathischen Grafen von Grumman, der sich häufig weigerte, der Politik des Imperiums zu folgen oder sie auch nur zu unterstützen. Der Graf hatte bewundert, wie sich Leto ›kühn über die Regeln hinwegsetzte‹, wodurch er bewiesen hatte, dass ›Macht von starken Männern mit starken Prinzipien gemacht wird, nicht von Beamten, die jedes Komma eines Gesetzestextes studieren‹. Leto war nicht völlig überzeugt, das Moritani an seine Unschuld glaubte; den Grafen schien es vielmehr zu freuen, dass Herzog Atreides ungestraft davongekommen war, obwohl seine Chancen denkbar schlecht standen.
Gleichzeitig hatte Leto gute Beziehungen zum Haus Ecaz. Sein Vater, der alte Herzog, war einer der großen Helden im Ecazi-Konflikt gewesen, als er an der Seite von Dominic Vernius einen gewaltsamen Aufstand von Sezessionisten niedergeschlagen und die vom Landsraad autorisierten Herrscher des Waldplaneten verteidigt hatte. Paulus Atreides war persönlich bei der Siegesfeier zugegen gewesen, als der dankbare junge Erzherzog Armand Ecaz wieder den Mahagoni-Thron bestiegen hatte. Irgendwo in den Kisten mit den persönlichen Dingen des alten Herzogs befand sich die Tapferkeitskette, die Paulus von Armand Ecaz um den kräftigen Hals gelegt worden war. Und die Anwälte, die Leto während seines Prozesses vor dem Landsraad vertreten hatten, waren vom Kontinent Elacca auf Ecaz gekommen.
Da er von beiden Parteien dieser Fehde respektiert wurde, glaube Leto, dass er ihnen möglicherweise den Weg zu einer friedlichen Lösung ebnen konnte. Politik! Sein Vater hatte ihn gelehrt, stets sorgsam das Gesamtbild im Auge zu behalten, von den großen Zügen bis zu den winzigsten Details.
Aus einer Jackentasche zog Leto einen Stimmschreiber hervor und diktierte einen Brief an seinen Cousin Shaddam IV., um ihm zur freudigen Geburt eines weiteren Kindes zu gratulieren. Die Botschaft würde von einem offiziellen Kurier mit dem nächsten Gilde-Heighliner nach Kaitain gebracht werden.
Als Leto genug vom Tuckern der Fischerboote hatte, stieg er über den steilen, gewundenen Pfad die Klippe hinauf.
* * *
Im Hof nahm er sein Frühstück gemeinsam mit dem zwanzigjährigen Duncan Idaho ein. Der junge Mann mit dem runden Gesicht trug eine Soldatenuniform der Atreides in Grün und Schwarz. Sein borstiges dunkles Haar war kurz geschnitten, damit er während seines intensiven Kampftrainings die Augen frei hatte. Thufir Hawat verbrachte viel Zeit mit ihm, da er ihn für einen besonders begabten Schüler hielt. Doch Duncan hatte längst die Grenzen dessen erreicht, was der Kriegermentat ihm beibringen konnte.
Als kleiner Junge war er aus der Knechtschaft der Harkonnens entflohen und hatte sich in Burg Caladan der Gnade des alten Herzogs ausgeliefert. Im Laufe der Jahre war Duncan zu einem der treuesten Mitglieder des Atreides-Haushalts geworden und zweifellos zum besten Schüler an den Waffen. Die Schwertmeister von Ginaz, langjährige militärische Verbündete des Hauses Atreides, hatten Duncan Idaho vor kurzem die Zulassung zu ihrer berühmten Akademie gewährt.
»Ich werde dich vermissen, wenn du fort bist, Duncan«, sagte Leto. »Acht Jahre sind eine lange Zeit ...«
Duncan saß kerzengerade da und zeigte keine Furcht. »Aber wenn ich zurückkehre, mein Herzog, werde ich Ihnen in jeder Hinsicht ein besserer Diener sein. Ich werde immer noch jung sein, und niemand wird es wagen, Sie zu bedrohen.«
»Ach, man wird mich trotzdem bedrohen, Duncan. Mach dir deswegen nur keine Illusionen.«
Der junge Mann zögerte einen Moment, bevor er lächelte. »Dann machen sich diese Leute Illusionen, wenn sie glauben, Sie trotzdem bedrohen zu können.« Er nahm die Scheibe einer Paradan-Melone in die Finger, biss ein Stück vom gelben Fruchtfleisch ab und wischte sich den salzigen Saft vom Kinn. »Ich werde diese Melonen vermissen. Kein Vergleich mit Kantinenessen.« Dann schnitt er die Scheibe in kleinere Stücke.
An den Steinwänden rundum rankten sich Bougainvilleen empor, aber da es noch Winter war, trugen sie keine Blüten. Doch an den Bäumen hatten sich bereits die ersten Knospen geöffnet, nachdem es für die Jahreszeit ungewöhnlich warm war und sich ein zeitiger Frühling angekündigt hatte. Leto stieß einen zufriedenen Seufzer aus. »Im gesamten Imperium kenne ich keinen schöneren Ort als Caladan im Frühling.«
»Ja, Giedi Primus ist kein Vergleich.« Duncan erhöhte seine Wachsamkeit, als er bemerkte, wie entspannt und unbesorgt Leto wirkte. »Trotzdem müssen wir ständig auf der Hut sein, mein Herzog, und dürfen uns nicht die leiseste Schwäche erlauben. Vergessen Sie niemals die uralte Fehde zwischen den Häusern Atreides und Harkonnen.«
»Jetzt redest du wie Thufir!« Leto nahm einen Löffel von seinem süßen Pundi-Reispudding. »Ich bin überzeugt, dass kein besserer Mann als du in den Diensten der Atreides steht, Duncan. Aber ich fürchte, wir könnten ein Monstrum schaffen, wenn wir dich acht Jahre lang zur Ausbildung fortschicken. Wie wirst du sein, wenn du zurückkehrst?«
Stolz flammte in den tief liegenden blaugrünen Augen des jungen Mannes auf. »Ich werde ein Schwertmeister von Ginaz sein!«
Eine Weile dachte Leto über die großen Gefahren an der Schule nach. Fast ein Drittel aller Schüler verlor während der Ausbildung das Leben. Duncan hatte nur über die Statistiken gelacht und erwidert, dass er unter den Harkonnens schon viel schlechtere Chancen überlebt hatte. Womit er eindeutig Recht hatte.
»Ich weiß, dass du es schaffen wirst«, sagte Leto. Er spürte einen dicken Kloß in der Kehle, eine tiefe Trauer, dass er Duncan gehen lassen musste. »Aber du darfst niemals vergessen, Mitgefühl zu haben. Ganz gleich, was du dort lernst, komm nicht mit der Überzeugung zurück, du seist etwas Besseres als andere Menschen.«
»Das werde ich nicht, mein Herzog.«
Leto griff unter den Tisch und holte ein längliches Paket hervor, das er Duncan reichte. »Dies ist der Grund, warum ich dich bat, mir beim Frühstück Gesellschaft zu leisten.«
Überrascht öffnete Duncan das Paket, in dem sich ein kunstvoll geschmiedetes und verziertes Schwert befand. Er schloss die Finger um den Knauf, in den ein Seilmuster eingearbeitet war. »Das Schwert des alten Herzogs! Sie wollen es mir leihen?«
»Ich schenke es dir, mein Freund. Weißt du noch, wie ich dich im Waffensaal überrascht habe, kurz nachdem mein Vater in der Stierkampfarena starb? Du hattest dieses Schwert aus der Halterung genommen. Damals warst du kaum größer als die Waffe, aber jetzt bist du erwachsen genug, um es benutzen zu können.«
Duncan fand keine Worte, mit denen er seiner Dankbarkeit Ausdruck verleihen konnte.
Leto musterte den jungen Mann von oben bis unten. »Ich glaube, wenn mein Vater lange genug gelebt hätte, um zu sehen, wie du zum Mann wirst, hätte er es dir selbst geschenkt. Du bist jetzt erwachsen, Duncan Idaho – und des Schwertes eines Herzogs würdig.«
»Guten Morgen«, sagte eine fröhliche Stimme. Prinz Rhombur Vernius kam in den Hof geschlendert. Seine Augen wirkten verschlafen, aber er war bereits angekleidet. Der Feuerjuwel im Ring an seiner rechten Hand fing funkelnd die Sonnenstrahlen auf. Seine Schwester Kailea ging neben ihm. Ihr kupferrotes Haar wurde durch eine goldene Klammer zusammengehalten. Rhombur blickte vom Schwert auf die Tränen, die in Duncans Augen standen. »Was ist denn hier los?«
»Ich habe Duncan ein Abschiedsgeschenk gemacht.«
Rhombur pfiff. »Recht opulent für einen ordinären Stalljungen.«
»Vielleicht ist das Geschenk wirklich zu groß für mich«, sagte Duncan, den Blick auf Herzog Leto gerichtet. Dann starrte er das Schwert und schließlich Prinz Vernius an. »Allerdings werde ich nie wieder in den Ställen arbeiten, Prinz Vernius. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, werde ich ein Schwertmeister sein.«
»Das Schwert gehört jetzt dir«, sagte Leto mit fester Stimme. Diesen Tonfall hatte er von seinem Vater kopiert. »In dieser Angelegenheit gibt es keine weiteren Diskussionen.«
»Wie Sie wünschen, mein Herzog.« Duncan verbeugte sich. »Ich möchte mich jetzt entschuldigen, damit ich mich auf die Reise vorbereiten kann.« Dann ging der junge Mann über den Hof davon.
Rhombur und Kailea nahmen am Tisch mit dem Frühstücksgedeck Platz. Kailea lächelte Leto an, aber es war nicht ihr übliches warmherziges Lächeln. Seit Jahren schlichen sie umeinander her, ohne dass sie sich wirklich näher kamen. Der Herzog war nicht bereit, sich auf eine romantische Affäre einzulassen, da er politische Rücksichten nehmen musste und eines Tages die Tochter eines Großen Hauses heiraten würde. Seine Gründe waren genau jene, die sein Vater ihm eingedrillt hatte – die Verantwortung eines Herzogs gegenüber dem Volk von Caladan. Nur ein einziges Mal hatten sich Leto und Kailea an den Händen gehalten, doch sie hatten sich niemals geküsst.
»Das Schwert deines Vaters?«, fragte Kailea mit gesenkter Stimme. »War das wirklich nötig, Leto? Es ist sehr wertvoll.«
»Aber es ist nur ein Gegenstand, Kailea. Das Schwert bedeutet Duncan viel mehr als mir. Ich brauche kein Schwert, um meinen Vater in guter Erinnerung zu behalten.« Dann bemerkte Leto die blonden Stoppeln auf dem Gesicht seines Freundes, die Rhombur größere Ähnlichkeit mit einem Fischer als mit einem Prinzen verliehen. »Wann hast du dich zum letzten Mal rasiert, Rhombur?«
»Zinnoberrote Hölle! Wen interessiert es, wie ich aussehe?« Er nahm einen Schluck Cidritsaft und verzog die Lippen über den sauren Geschmack. »Schließlich habe ich keine repräsentativen oder sonstigen wichtigen Aufgaben.«
Kailea, die schnell und schweigend aß, warf ihrem Bruder einen abschätzenden Blick zu. Ihre grünen Augen waren durchdringend, und ihr katzenhafter Mund hatte einen missbilligenden Ausdruck angenommen.
Als Leto über den Tisch zu Rhombur schaute, bemerkte er, dass das Gesicht seines Freundes immer noch jugendlich glatt wirkte, auch wenn die braunen Augen nicht mehr so hell strahlten. Darin stand seine tiefe Trauer über den Verlust seiner Heimat, den Mord an seiner Mutter und das spurlose Verschwinden seines Vaters. Von ihrer einstmals großen Familie waren nur noch er und seine Schwester übrig geblieben.
»Wahrscheinlich hast du Recht«, sagte Leto. »Heute liegen weder Staatsangelegenheiten noch eine Reise nach Kaitain an. Also hättest du sogar auf die morgendliche Dusche verzichten können.« Leto rührte mit dem Löffel in seiner Schale mit Pundi-Reispudding, dann wurde seine Stimme überraschend streng. »Nichtsdestoweniger bist du ein Mitglied meines Hofs – und einer meiner vertrautesten Berater. Ich hatte gehofft, dass du inzwischen vielleicht einen Plan entwickelt hast, wie du deinen verlorenen Status und Besitz zurückgewinnen könntest.«
Zur ständigen Erinnerung an die ruhmreichen Tage von Ix, als das Haus Vernius vor dem Coup der Tleilaxu über die Maschinenwelt geherrscht hatte, trug Rhombur immer noch das purpur- und kupferrote Helixsymbol am Kragen seiner Hemden. Und das Hemd, das Rhombur trug, war deutlich zerknittert und musste dringend gewaschen werden.
»Leto, wenn ich irgendeine Idee hätte, was ich tun könnte, würde ich mich in den nächsten Heighliner schwingen und es versuchen.« Er wirkte unruhig. »Die Tleilaxu haben rund um Ix unüberwindliche Barrieren errichtet. Möchtest du, dass Thufir Hawat noch mehr Spione hineinschickt? Die ersten drei haben nie einen Weg in die unterirdische Stadt gefunden, und die letzten zwei sind spurlos verschwunden.« Er verschränkte die Finger. »Ich kann nur hoffen, dass loyale Ixianer den Kampf von innen fortsetzen und die Invasoren bald besiegen. Ich gehe davon aus, dass sich die Dinge irgendwie regeln werden.«
»Mein Freund, der Optimist«, sagte Leto.
Kailea blickte stirnrunzelnd auf ihr Frühstück und meldete sich endlich zu Wort. »Es ist jetzt zwölf Jahre her, Rhombur. Wie lange soll es noch dauern, bis sich alles auf wundersame Weise von selbst auflöst?«
Ihrem Bruder schien das Thema unangenehm zu sein, da er übergangslos zu einem anderen wechselte. »Habt ihr gehört, dass Shaddams Frau soeben eine dritte Tochter zur Welt gebracht hat?«
Kailea schnaufte. »Ich wette, Shaddam ist gar nicht begeistert, dass es wieder kein männlicher Erbe ist.«
Leto weigerte sich, so schlecht von seinem Cousin zu denken. »Wahrscheinlich freut er sich wie jeder andere Vater, Kailea. Außerdem hat seine Frau noch viel Zeit, um weitere Kinder zu gebären.« Er wandte sich an Rhombur. »Das bringt mich auf eine Idee, alter Freund – du solltest dir endlich eine Frau nehmen.«
»Die dafür sorgt, dass ich jeden Morgen geduscht und frisch rasiert bin?«
»Und die vielleicht auch für die Weiterexistenz deines Hauses im Exil sorgt.«
Kailea hätte beinahe etwas gesagt, überlegte es sich dann jedoch anders. Sie hatte eine Melone gegessen und knabberte nun an einem Toast. Schließlich stand sie auf, entschuldigte sich und ging.
Während des folgenden Schweigens glitzerten Tränen in den Augen des ixianischen Prinzen, bis sie ihm über die Wangen liefen. Verlegen wischte er sie ab. »Ja. Ich habe selbst schon darüber nachgedacht. Wie hast du es geahnt?«
»Du selbst hast gelegentlich darüber geredet, wenn wir ein paar Flaschen Wein intus hatten.«
»Genau das ist es – eine Schnapsidee. Mein Haus ist tot, und Ix ist in den Händen von Fanatikern.«
»Dann gründe ein neues Kleines Haus auf Caladan, ein Familienunternehmen. Wir könnten die Liste der Gewerbe durchgehen und schauen, was noch gebraucht wird. Kailea ist eine gute Geschäftsfrau. Ich stelle euch die Mittel zur Verfügung, die ihr als Starthilfe benötigt.«
Rhombur erlaubte sich ein bittersüßes Lachen. »Mein Geschick wird stets aufs Engste mit deinem verbunden bleiben, großer Herzog. Nein, ich bleibe lieber hier, um auf dich aufzupassen, damit du nicht irgendwann deine ganze Burg verschenkst.«
Leto nickte, ohne zu lächeln, dann reichten sie sich die Hände zum imperialen Gruß.